PSYCH up2date 2014; 8(04): 225-240
DOI: 10.1055/s-0034-1370167
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Psychische Aspekte im Zusammenhang mit tumorgenetischer Beratung

Sophia Holthausen-Markou
,
Patricia Steiner
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Kernaussagen

Insbesondere erkrankte Ratsuchende mit vielen krebsbedingten Verlusterfahrungen in der Familie haben eine erhöhte Vulnerabilität und sind anfälliger für psychische Störungen. Im besten Fall hat bereits vor der genetischen Beratung ein posttraumatisches Wachstum stattgefunden. Häufig tritt jedoch eine zumindest temporäre starke Verunsicherung der Betroffenen auf, die in Abhängigkeit von der Persönlichkeit, der individuellen Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation die Gefahr einer akuten Überforderung birgt. Hier ist eine differenzierte Diagnostik von psychotherapeutischer Seite bedeutsam, um Ratsuchende mit einer psychischen Störung einer psychotherapeutischen Therapie zuführen und so einer etwaigen Dekompensation entgegenwirken zu können.

Aber auch für Ratsuchende ohne Psychopathologie kann eine kurzfristige psychotherapeutische Unterstützung wichtig sein. Sonst besteht die Gefahr, dass z. B. trotz der Durchführung von risikosenkenden Operationen und der damit einhergehenden Minimierung des Erkrankungsrisikos die Angst nicht vermindert wird, sondern sich auf ein anderes Lebensrisiko projiziert. So können psychotherapeutische Kriseninterventionen über Akutsituationen hinaus auch bei unterschwelligen Belastungen in präventiver Hinsicht wirken, indem sie psychischen und psychosomatischen Störungen vorbeugen können. Darüber hinaus wären für die Ratsuchenden weitere, niederschwellige bedürfnisorientierte Unterstützungsangebote wünschenswert.



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Publication Date:
09 July 2014 (online)

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